Heute ist Freitag, d.h. es ist keine Schule und uns steht der gesamte Tag für Ausflüge zur Verfügung. Dankenswerterweise nimmt uns die Gruppe des Schulreferats Duisburg/Niederrhein unter der Leitung von Jan Christofzik mit auf ihre heutige Tagestour. Bevor es losgeht muss aber erst ein Problem gelöst werden. Der Busfahrer besteht auf der Strecke durch Israel, der Guide hat aber keine Erlaubnis zum Grenzübertritt. Jan muss vermitteln und findet eine praktikable Lösung: Der Bus fährt mit uns durch Israel und der Guide bleibt mit einem Taxi auf palästinensischem Territorium, bis wir uns hinter dem Checkpoint wieder treffen können. Die Entscheidung war genau richtig. Bei der Grenzkontrolle steigt ein Soldat in unseren Bus und überprüft die einzelnen Reisenden. Wäre der Guide im Bus gewesen, hätte das nach seinen Angaben zwei Monate Gefängnis und 2000 NIS Strafe bedeutet.
Wir fahren zunächst zum Kloster St. Georg im Wadi Kelt. Schon beim Abstieg ins Wadi bietet sich uns ein atemberaubendes Panorama. Es geht sehr steil hinunter. Für den Rückweg werden uns Esel-Taxis angepriesen und wir sehen tatsächlich Touristen, die sie nutzen. St. Georg ist ein griechisch-orthodoxes Kloster, das grundsätzlich von Menschen anderer Konfessionen und beiderlei Geschlechts besucht werden kann. Allerdings haben Gruppen orthodoxer Pilger stets Vorrang. Für unsere Gruppe bedeutete das eine Wartezeit von mindesten anderthalb Stunden, die wir nur ungerne in der Sonne stehend verbringen möchten. Der Guide kann aushandeln, dass wir jetzt wenigstens den Innenhof des Klosters sehen können und er dort etwas über die Geschichte des Klosters erzählen kann.
Anschließend geht es zu Fuß durch das Wadi Kelt nach Jericho. Für mich ist das trotz der Hitze der schönste Programmpunkt des Tages. In Israel und Palästina zu wandern, kommt definitiv auf meine Liste für zukünftige Reisen.
In Jericho besichtigen wir den Tell es-Sultan, auf dem die Spuren menschlicher Besiedlung aus der Zeit vor rund 10.000 Jahren gefunden wurden. Jericho wäre damit nicht nur die am tiefsten gelegene Stadt der Welt, sondern auch die Älteste. Vom Tel es-Sultan kann man auch auf den Berg der Versuchung schauen, in dessen Felsen ein weiteres griechisch-orthodoxes Kloster liegt.
Nach einer Mittagspause geht es weiter an den Jordan, an die Stelle, an der Jesus von Johannes dem Täufer getauft wurde. Eigentlich müsste man sagen eine der Stellen, an der Jesus von Johannes getauft wurde. Israelis, Palästinenser und Jordanier haben die Stelle jeweils auf ihrem Territorium lokalisiert. Wir sind jedenfalls an einer Stelle, an der es nicht ganz so voll ist. Doch auch hier sind Einzelne und Gruppen von Christinnen und Christen in weißen Taufkleidern, die im schlammigen Wasser des Jordan untertauchen. Kurz überlege ich, ob ich Wasser aus dem Jordan abfüllen und mitnehmen soll, entscheide mich aber dagegen. So schlammig wie das Wasser ist, dürfte es die Tauffamilien eher abschrecken als erfreuen.
Vom Jordan geht es dann noch zum Toten Meer, wo wir auf der Oberfläche des Wassers mit 34% Salzgehalt treiben und die obligatorischen Fotos machen.
Den Abend verbringen wir bei einem Gläschen Wein im Gästehaus von Talitha Kumi. Es ist schon der letzte Abend dieser Reise, morgen geht es nach Hause .