Von Dingle nach Dunquin (22,4 km) – Oder: Es gibt kein schlechtes Wetter. Doch!

Nachdem wir den Abend gestern im Hafenstädtchen Dingle verbracht haben, wo – im Vergleich zu den bisherigen Unterkunftsorten – das Leben pulsiert, geht es heute auf die Etappe nach Dunquin. Als wir am Ortsausgang die Destille passieren, wird es immer ruhiger. Irgendwann hören wir nur noch die Vögel singen und unsere Schritte auf dem Weg. Wir kommen zügig in einen guten Rhythmus und gut voran. Stefan gönnt sich noch eine kleine Extratour, während wir an einem Tante-Emma-Laden mit Poststation einen Kaffee trinken.

Dann geht es auf dem Strand weiter. Stefan lässt sich nicht lange bitten und geht barfuß im Wasser. Wenigstens kurz, denn die Wassertemperatur liegt gefühlt unter dem Gefrierpunkt. Dazu fallen die ersten Tropfen vom Himmel.

Als wir den Strand verlassen, fängt es richtig an zu regnen. Entsprechend unserer Testergebnisse vom ersten Wandertag, setzt Stefan auf seinen Regenschirm, Christian auf die Gamaschen und ich auf die Regenhose, die ich allerdings wegen des Mose-Effekts auch schnell wieder ausziehe. Letztendlich ist das aber auch ganz egal. Die letzten 4,5 Stunden des heutigen Wandertages regnet es in Strömen. Bei 10 Grad Lufttemperatur sind wir irgendwann nur noch nass und kalt.

Der Weg führt oben an den Hügeln fast die gesamte Zeit über die Schafweiden, hoch über der Steilküste. Immer wieder kommen wir an Steinhäusern aus einer Zeit vor 2500 Jahren vorbei. Wir treffen auch andere Wanderer. Eine deutsche Wanderin möchte wissen, was es mit den steinernen Rundbauten auf sich hat. Christian übernimmt die sachkundige Erklärung. Die kann die Dame aber nicht überzeugen, weil die Rundbauten zum Wohnen doch viel zu klein seien. Aufgrund des strömenden Regens verzichten wir auf eine weitergehende Erörterung dieser Frage. Zwei andere Wanderinnen treffen wir mehrfach unterwegs. Als Stefan sich gerade wieder auf einer seiner Extratouren befindet, fragen sie besorgt, ob wir nicht eigentlich zu dritt seien. Unsere Auskunft, dass wir – streng genommen – zu viert sind, hat sie doch etwas verwirrt. Dass einer trotz des Regens zusätzliche Kilometer läuft, während der andere im Bus sitzt und gar nicht läuft, macht es auch nicht besser. Wir verabreden, das heute Abend im einzigen Pub des Ortes – dem westlichsten Irlands übrigens – näher zu erläutern.

Laut Wanderführer war das heute die schönste Etappe. Das kann man sich leicht vorstellen. Die Aussicht wäre beeindruckend, wenn es sie gäbe. Trotzdem bleiben wir im Regen immer wieder stehen und machen Fotos. Hier ein kleiner Eindruck:

Der geneigten Leserin, dem geneigten Leser empfehlen wir die entsprechenden Motive zu googeln, bei klarer Sicht und Sonnenschein. Das werden wir auch gleich machen und dann leise weinend schlafen gehen, oder unseren Frust im Whiskey ertränken. Letzteres ist wahrscheinlicher.

2 Antworten auf „Von Dingle nach Dunquin (22,4 km) – Oder: Es gibt kein schlechtes Wetter. Doch!“

  1. Viel, viel Spass wünsche ich allen Wanderlustigen.
    Ja, Stefan, als ganz eifriger Wanderer und Marathonläufer wird sich auch noch zum Eisbader
    entwickeln.
    Toi, toi, toi.

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