Von Tui nach Mos (23,8 km)

Gestern Abend waren noch die beiden letzten Punkte der täglich Routine abzuarbeiten: Einkaufen und Essen. Letzteres hat sich zu einem tollen Wiedersehen mit der lustigen Runde aus der Casa Fernanda entwickelt. Dass Jan und ich am ersten Abend in Spanien Pizza essen wollten, stieß bei den Dänen zwar zunächst auf Unverständnis, nachdem wir aber auf Andreas Möller (den wir zunächst mit Lothar Matthäus verwechselten) verwiesen haben („Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien“), ging die Sache klar.

Heute morgen bin ich erst um viertel vor sieben losgegangen, da es durch die Zeitumstellung eine Stunde später hell wird. Diesmal konnte ich eine Gruppe von Pilgern im letzten Moment davor bewahren in die falsche Richtung zu gehen, weil sie in der Dunkelheit die Pfeile übersehen hatten.

Der Morgen war traumhaft schön. Zum ersten Mal hatten wir keinen Nebel und der Mond stand über dem schwarzen Wald und der Sonnenaufgang war atemberaubend.

Abgesehen von einem längeren Stück an der Nationalstraße war der Weg klasse. Allerdings musste man auf diesem Stück den Pilgerführer genau lesen und befolgen. An zwei Stellen haben die Anwohner nämlich die Wegmarkierungen übermalt oder geändert, um die Pilger durch ein Gewerbegebiet und an ihren Geschäften vorbei zu leiten. Nachdem ich gesehen hatte, was ich verpasst hätte, wäre ich auf die Manipulationen hereingefallen, bin ich bei mehrfach übermalten Pfeilen und zu aufdringlichen Kreuzen (für falsche Wege) sehr vorsichtig geworden.

Bis etwa elf Uhr fällt mir das Laufen leicht und weder Knie noch Füße machen Probleme. Danach wird es kontinuierlich anstrengender, vor allem über die Mittagszeit, wenn das Ziel noch nicht ganz so nah ist und es heißer wird.

Heute führte der Weg zu dieser Zeit an einem Bach entlang. Ich war alleine unterwegs und habe den Soundtrack von Jens weitergehört. Ohne dass ich etwas Bestimmtes gedacht oder gefühlt hatte, liefen mir plötzlich die Tränen in Strömen über die Wangen. Es fühlte sich an, als hätte sich etwas gelöst, und danach war da eine große Sichheit und Klarheit und Freude. Es war das mit Abstand emotionalste Erlebnis des Weges bisher.

Auf den letzten Kilometer bis Mos habe ich schon gemerkt, dass sich am rechten Fuß eine Blase entwickelt. Nun bin ich doch noch dazu gekommen, die Sagen umwobenen Compeed-Pflaster auszuprobieren. Auch meine Wanderstöcke zeigen deutliche Abnutzungserscheinungen. Die Gummikappen für das Laufen auf Asphalt und Stein sind durchgescheuert. Wenn der Treckingladen heute noch einmal öffnet (Schilder mit Öffnungszeiten sind hier maximal ein Richtwert), werde ich versuchen Ersatz zu bekommen. Die Metalldorne für das Laufen im Gelände machen nämlich auf der Straße einen Höllenlärm.

Während ich noch schreibe, sind die anderen schon zum Biertrinken. Da schließe ich mich jetzt an. Kein Alkohol ist auch keine Lösung.

3 Antworten auf „Von Tui nach Mos (23,8 km)“

  1. Das Zitat mit „ Mailand und Madrid“ ist von Andreas Möller…. Matthäus ist für „Wäre, wäre Fahradkette“ und „I hope, we have a little bit lucky“ verantwortlich.

  2. Lieber Sascha,
    Dein Weg ist sehr spannend, Bilder und Berichte lassen mich „verweilen“.
    Manche Deiner Gedanken erinnern mich an den „Weg“, den wir auf dem Wasser zurücklegen. Da gibt es auch viele Momente der Besinnung und Gedanken wie die, die Dein Gebet am 11.8. beschreibt.
    Stundenlang blicke ich oft auf die Wellen und denke nach, natürlich auch in der Hoffnung, einige Delphine zu sehen …….
    Bald hast Du Dein Ziel erreicht.
    Liebe Grüße
    Gerlinde

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