Von Rowardennan nach Inveranan (25 km). Oder: Outlander – Haltet euch von den Steinen fern!

Die dritte Epappe ist der Hammer! Und das gleich in dreifacher Hinsicht: Hammer schön, hammer anstrengend und hammer anspruchsvoll. Heute Abend sind Christian und ich ziemlich platt in Inveranan angekommen. Jens war derweil schon da. Der Grund: Er selber und Amelie. Die beiden haben nämlich die Leidenschaft für das Taxiwandern entdeckt und heute intensiv erprobt. Weitere Details dazu in Jens‘ Blog. Christian und ich sind gelaufen. Wunderschön, die Strecke am Loch Lomond, direkt am Steilufer entlang. Nachdem die erste Hälfte schon viel Kraft und noch mehr Aufmerksamkeit gekostet hatte (in der Gegend herum schauen, aufs Handy starren oder zu intensiv quatschen sind keine guten Ideen, wenn man nicht im Wasser landen will), war die zweite Hälfte noch härter. Der Reiseführer behauptet zwar, dass der Weg entschärft worden sei, aber davon war für uns wenig erkennbar. Nichts desto trotz ist die Strecke jede Anstrengung wert. Irgendwann verlässt der Weg dann den See, nicht ohne nach einem nicht unerheblichen Anstieg noch einen letzten Blick über selbigen zu gewinnen, um dann durch eine atembraubende Landschaft zu führen. In der Ferne sind jetzt die Highlands zu sehen, auf den Bergen sind Schneefelder zu erkennen. Der Weg gibt sich alle Mühe, uns für die nächsten Etappen zu motivieren. Wir sind allerdings – ehrlich gesagt – ziemlich platt. Das Problem ist nur, dass die Landschaft und der Weg nicht erwarten lassen, dass innerhalb der nächsten 100 Meilen auch nur ein einziges Haus auftauchen wird. Das tut es auch lange nicht, dann aber ist da doch das Drovers Inn (ob der Name wohl mit Taxiwandern zu tun hat?), ein Pub aus dem Jahr 1705. Bausubstanz, Teppichböden, ausgestopfter Bär in der Eingangshalle, Mayonnaise auf dem Tisch, alles aus der Gründerzeit. Wir genießen das Essen, das Bier, den Whisky. Die Wege leben ja von den Erlebnissen und Begegnungen. Zwei von heute möchte ich noch erzählen: Christian und ich sind an einem Bereich mit riesigen Steinbrocken vorbei gekommen. Zwischen den Steinen – glaubt es, oder nicht – war ein intensives Summen. Alex, meine Frau, mit der ich kürzlich noch alle Staffen Outlander geschaut habe, hatte beim Abschied noch gesagt: „Und haltet euch von den Steinen fern!“ – Natürlich haben wir diese Warnung ignoriert. Es ist aber auch nichts passiert. Wahrscheinlich, weil wir keine Edelsteine dabei hatten.
Am späten Nachmittag haben wir Carol getroffen. Carol ist unter dem Titel „Carol‘s Long Walk Home“ von „end to end“ unterwegs, d.h. vom nördlichen Ende der Britischen Insel zum südlichsten, insgesamt 1200 Meilen. Deshalb kam sie uns entgegen. Sie läuft in Erinnerung an ihre Eltern und sammelt Spenden für die Alzheimer‘ Society. Nähere Informationen findet man auf Carols Homepage. Eine bewegende Begegnung.

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