Von Inverarnan nach Tyndrum (20 km). Oder warum der Rhythmus nicht vor Blessuren schützt

Heute schreibt Jens: Wer auf einer Wandertour mit dem Taxi fährt, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Ich habe vermutlich jetzt alle Taxi-Witze gehört, die es gibt. Ansonsten ist über gestern bereits alles gesagt. Jetzt zu heute: Ja, ich wandere mit. Ja, die komplette Etappe. Beim Joggen (Ja, ich gehe ab und zu joggen!) hilft es mir, wenn ich in einen Lauf-Rhythmus komme. Dabei spielt die Geschwindigkeit (natürlich innerhalb meiner begrenzten körperlichen Grenzen) eher eine untergeordnete Rolle. Wenn ich den Rhythmus gefunden haben, läuft es fast von allein. Wenn ich allerdings keinen Rhythmus finde, ist es super anstrengend und von Anfang an ein Kampf. Mit diesen Wissen versuche ich bei der heutigen Etappe in einen Wander-Rhythmus zu kommen. Ich nehme mir ein Tempo vor und versuche dieses konstant zu halten. Die Landschaft zu Beginn der Etappe besticht durch kleine Bäche, dazugehörige Wasserfälle und Felsblöcke, die immer mal einfach rumliegen. Dazu muss man immer mal über eine Brücke. Die Aussicht wiederholt sich fortlaufend. Ich versuche die Landschaft mit meinem Rhythmus in Einklang zu bringen. Also in etwa so: Bach, Felsen, Brücke. Bach, Felsen, Brücke. Bach, Felsen, Brücke. Ab einem gewissen Punkt hat sich der Architekt des West Highland Way allerdings nicht mehr an die Reihenfolge gehalten, was schlecht für meinen Rhythmus ist. Auch die Umstellung auf Schafe scheitert. Es gibt zwar sehr viele um uns herum, da sie aber ständig ihre Position verändern, taugen sie als Taktgeber eher nicht.
Kurz vor Ende der heutigen Etappe machen sich dann allerdings auch bei meinen Hardcore-Wander-Gefährten erste Blessuren bemerkbar. Sascha hat bergab Probleme mit dem linken Knie und Christian hat einen schmerzenden großen Zeh. Beides übrigens ohne Fremdeinwirkung. Trotzdem komme ich heute ganz gut durch. Sascha und Christian ziehen natürlich mit. Sie haben meinen Respekt (alle Etappen gelaufen zu sein) und ihnen gilt mein großer Dank. Sie nehmen Rücksicht auf mich, wenn ich nicht mehr schnell kann (meistens ab 15 km), und sie lassen mich davor das Tempo machen und ziehen mit. Man kann sich keine besseren Gefährten für so eine Tour wünschen.
In unserer – an eine Kaserne erinnernde – Lodge angekommen, machen wir jetzt Pläne für’s Abendessen. Ich bin überraschender Weise für Pizza. Ob es die hier im Nirgendwo allerdings gibt, bleibt abzuwarten.
Tyndrum Lodges

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