Ich sitze im Zug nach München. Heute geht es also wieder los. Ein schönes Gefühl, den Rucksack wieder auf den Schultern zu haben und die Wanderkarte in der Hosentasche.
Dass ich in diesen Sommerferien erneut eine Tour starte, verdankt sich einer spontanen Entscheidung und einem Missverständnis. Angefangen hat es damit, dass es mich nach dem portugiesischen Jakobsweg im letzten Jahr sehr schnell wieder auf den Caminho – den Weg – gezogen hat. Ich wollte wieder unterwegs sein, ganz im Hier und Jetzt, mit dem, was ich brauche auf dem Rücken, und dem Weg unter den Füßen, mit mir allein, mit Raum und Zeit für spirituelle Erfahrungen in toller Umgebung. Außerdem fehlte mir das Vorbereiten, Träumen und Planen, der Weg zum Weg.
Dann ging es ganz schnell. Als Alex und ich Ende Mai abends zusammensaßen, hab ich aus einem Impuls heraus gefragt, was sie davon hielte, wenn ich in den Sommerferien zu Fuß über die Alpen ginge. „Mach mal!“, war die Antwort und das habe ich getan. Noch an diesem Abend habe ich die Unterkünfte reserviert und die Fahrkarten gekauft.
Dann erst habe ich nochmal in den Wanderführer geschaut, was da genau auf mich zukommt. Zu Fuß über die Alpen, vom Tegernsee nach Sterzing, in neun Etappen. 155 Kilometer, 6400 Höhenmeter im Aufstieg und 6800 Höhenmeter im Abstieg. Eine echte Herausforderung. Ein tolles Gefühl.
Gefühlt. Getan.
(Udo Stroeter: Ein Mann, ein Meer. München 2019, S. 142)
Als ich Alex am nächsten Morgen stolz von meinen Buchungen erzählt habe, kam raus, dass es sich um ein Missverständnis handelte. Alex war davon ausgegangen, dass ich von den Sommerferien 2020 gesprochen hätte. Wer kann schon ahnen, dass ich so spontan sein könnte. Da jetzt aber alles gebucht war, bieb es dabei.
Jetzt hatte ich wieder ein Projekt. An der Ausrüstung gab es so gut wie nichts zu verändern. Die hatte sich ja mehr als bewährt. Nur Regenschutz und wärmere Kleidung kam dazu. Die 155 km Wegstrecke machen mir keine Sorgen, die Höhenmeter nötigen mir dafür umso mehr Respekt ab. Ich musste trainieren und war höchst motiviert. Das Fitnessstudio, das mich schon lange nicht mehr gesehen hatte, stand jetzt wieder hoch im Kurs. Ein spezielles Berg-Intervall-Training auf dem Laufband wurde erstellt und dreimal pro Woche durchlaufen. Am Wochenende wurde jeder Schlackehügel im Landschaftspark zum Trainingsobjekt und Jens („Der Trainer „) machte seinem Spitznamen alle Ehre. Meine Motivation war hoch, allerdings nur so lange – oder besser kurz – bis die letzten Schulwochen mit Abiturzeugnissen, Entlassfeier und so weiter meinen Trainingseifer erstickten. Auch im Urlaub auf Borkum war die Motivation zum Joggen gering. Dafür habe ich mein Körpergewicht konsequent über die 80kg-Marke gebracht, um meinen Rucksack mit 8 kg beladen zu können. Man tut halt, was man kann.
Dann war die Woche zwischen unserem Familienurlaub und meinem Aufbruch in die Alpen doch kürzer als gedacht, das Packen eher chaotisch und die Vorbereitung mehr oberflächlich. Doch jetzt geht es los. Ich fahre nach München, wo ich über Nacht in einem Hostel bleibe, um dann morgen früh nach Gmund am Tegernsee zu fahren, wo der Weg beginnt. Ich bin selber sehr gespannt…
Lieber Sascha,
hab viele schöne Momente und ausreichend Kraft auf deinem Weg! Alles Gute!
Yvonne
Hi Sascha
Das liest sie toll 😃und einladend. Mitten aus dem Leben und ja, wir sind alle nur Menschen mit sämtlichen Unzulänglichkeiten, Träumen, Hoffnungen und Ideologie auf einem einzigartigen Lebensweg.Wer diesen gerne zu Fuß und aus eigenener Kraft bewältigt erfährt seine eigenen Grenzen, wird demütig und unglaublich dankbar für das eigene SEIN und alle Geschenke des Alltags!!!! Deine Worte zum Thema sind 👌🏼