Um erzählen zu können, was die Wanderung auf der heutigen Etappe besonders kennzeichnete, muss eine Rückblende vorangestellt werden. Als wir gestern am Aussichtsturm „Fünf-Seen-Blick“ ankamen, war die einzige Bank mit der Ausrüstung von zwei Wanderern belegt und zwar so, dass kein Platz mehr frei war. Von den Wanderern fehlte indes jede Spur. Jens war so frei, die Ausrüstung so zu verschieben, dass der dritte Platz auf der Bank nutzbar wurde. Was wir nicht ahnen konnten: Die ALDI-Wanderstöcke (ich darf das so sagen, weil ich exakt das gleiche Modell nutze) sind dem Wanderer im Seniorenalter das Handtuch auf der Liege am Pool in Malle. Entsprechend war die Reaktion der beiden Senioren, als sie, vom Turm herabgestiegen und das Verschieben ihres „Handtuchs“ entdeckten. Von da an hatten wir die beiden „gefressen“ und die uns sowieso.
Nun ist das auf solchen Touren ja aber immer so, dass man sich – wenn man nicht gerade in die entgegengesetzte Richtung läuft – auf der Strecke wiederholt begegnet. So wie du sicher sein kannst, dass der schnarchende Italiener kurz vor Toreschluss das letzte freie Bett in deinem Schlafsaal belegt (vgl. den Blog zum Jakobsweg), so war eigentlich klar, was kommen würde. Heute morgen saßen die beiden beim Frühstück direkt am Nebentisch. Der lange Dünne war nicht mal zu einem „Guten Morgen“ bereit, der kurze Dicke quälte sich immerhin eines heraus. Was das für die „gemeinsame“ Etappe bedeutete war klar… Wer ist zuerst an der Bank mit der besten Aussicht? Wie lange warten die anderen, um sich setzen zu können? Wer überholt wen wann?
Fast hätten wir vor lauter strategischen Überlegungen die Landschaft aus den Augen verloren, die auch heute wieder wirklich tolle Blicke über die Mosel zu bieten hatte.
Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, wer sich nach unserer Ankunft in Neumagen-Dhron im Café an den Tisch direkt neben uns quetschte…