Ein Schulgottesdienst für die Sekundarstufe I

 

Hinführung zum Thema

Nach einer persönlichen Begrüßung werden die Schülerinnen und Schüler gefragt, wer etwas von „Pegida“ oder „Dügida“ gehört hat. Vielleicht finden sich Schülerinnen und Schüler, die das erklären können. Meist erzählen sie dann auch von den Gegendemonstrationen am Montag. Damit ist das Thema des Gottesdienstes umrissen. Wir wollen darüber nachdenken, was die Menschen in Düsseldorf auf die Straße treibt. Wofür bzw. wogegen sie sich einsetzen und was die Jahreslosung dazu zu sagen hat.

Lied: Unfriede herrscht auf der Erde (EG 671)

Eingangswort und Gebet im Wechsel

Wenn wir Gottesdienst feiern, dann tun wir das im Namen Gottes – des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,

dass ich Liebe übe, wo man sich hasst,
dass ich verzeihe, wo man sich beleidigt,
dass ich verbinde, da, wo Streit ist,
dass ich die Wahrheit sage, wo der Irrtum herrscht,
dass ich den Glauben bringe, wo der Zweifel drückt,
dass ich die Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält,
dass ich ein Licht anzünde, wo die Finsternis regiert,
dass ich Freude mache, wo der Kummer wohnt.

Herr, lass du mich trachten:

nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn wer da hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, erwacht zum ewigen Leben.

Amen.

(http://www.ekd.de/glauben/frieden_versoehnung.html)

Lesung: Röm 15,1–7

Wenn wir einen starken Glauben haben, ist es unsere Pflicht, die anderen in ihren Schwächen mitzutragen, anstatt selbstgefällig nur an uns zu denken. Jeder von uns soll seinem Mitmenschen zu Gefallen leben, natürlich im guten Sinn, und das heißt so, dass damit die Gemeinschaft gefördert und die Gemeinde aufgebaut wird.
Auch Christus hat ja nicht sich selbst zu Gefallen gelebt, sondern so, wie es in den Heiligen Schriften vorhergesagt war: »Die Schmähungen, mit denen man dich, Gott, lästert, sind auf mich gefallen.«
Was in den Heiligen Schriften steht, wurde im Voraus aufgeschrieben, damit wir den Nutzen davon haben. Es soll uns zum geduldigen Ertragen anleiten und uns Mut machen, an der gewissen Hoffnung auf die endgültige Erlösung festzuhalten.Gott, der Geduld und Mut schenkt, gebe euch, dass ihr alle in der gleichen Gesinnung miteinander verbunden seid, so wie es Jesus Christus gemäß ist. Dann werdet ihr alle einmütig und wie aus einem Mund den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus preisen. Lasst einander also gelten und nehmt euch gegenseitig an, so wie Christus euch angenommen hat. Das dient zum Ruhm und zur Ehre Gottes.

(Gute-Nachricht-Bibel)

Aktion

Die Schülerinnen und Schüler erhalten jeder ein Puzzle-Teil. Sie bekommen die Aufgabe sich Mitschülerinnen und Mitschüler zu suchen, mit denen zusammen sie ein Puzzle aus vier Teilen zusammensetzen können. Dazu muss das Puzzle zur Jahreslosung auf etwas stärkeres Papier oder Pappe in möglichst vielen verschiedenen Farben kopiert und die Puzzle-Teile ausgeschnitten werden (der doppelt umrandete Bereich in der Mitte wird dabei abgeschnitten, so dass beim fertigen Puzzle das geschwungene Kreuz in der Mitte frei bleibt). Das kann gut eine Lerngruppe im Religionsunterricht vorbereiten. Die Teile müssen dann gut gemischt werden, damit das Suchen der passenden Gegenstücke nicht zu einfach wird. Wenn alle Schülerinnen und Schüler zu viert zusammenstehen, wird die Aktion beendet. Jeder und jede behält sein Puzzle-Teil als Erinnerung an den Gottesdienst.

(Kopiervorlage: http://www.gunther-seibold.de/jahreslosungen/t_jahre_2015.htm)

Lied: Aufstehn, aufeinander zugehn

Wir wollen aufstehn, aufeinander zugehn, voneinander lernen, miteinander umzugehn.
Aufstehn, aufeinander zugehn und uns nicht entfernen, wenn wir etwas nicht verstehn.

1. Viel zu lange rumgelegen, viel zu viel schon diskutiert.
Es wird Zeit sich zu bewegen, höchste Zeit, dass was passiert.
Wir wollen aufstehn, aufeinander zugehn …

2. Jeder hat was einzubringen, diese Vielfalt wunderbar.
Neue Lieder wolln wir singen, neue Texte, laut und klar.
Wir wollen aufstehn, aufeinander zugehn …

(Das Liederbuch. Lieder zwischen Himmel und Erde, Düsseldorf 52010, 313)

Ansprache

Was ist Dügida? – Dügida ist die Abkürzung für Düsseldorfer gegen die Islamisierung des Abendlandes. Ihre Anhängerinnen und Anhänger versammeln sich montags im Zentrum, schwenken Deutschlandfahnen, singen lauthals die Nationalhymne und schreien „Wir sind da Volk“.

Sie haben ein Ziel: Sie wollen das Abendland, d.h. Europa und vor allem Deutschland retten. D.h. sie wollen dafür sorgen, dass in unserer Stadt die christliche Religion im Mittelpunkt steht, dass Düsseldorf den deutschen Düsseldorfern gehört und Menschen anderer Nationalität und anderer Religion nur dann in Düsseldorf leben dürfen, wenn sie so sind und sich so verhalten, wie die Demonstranten das für richtig halten.

Die Demonstranten richten sich besonders gegen den Islam, den sie für eine gefährliche Religion halten. Sie haben den Eindruck, dass der Islam versucht in Deutschland das Christentum zu verdrängen. Sie haben Angst davor, dass es bald mehr Moscheen geben könnte als christliche Kirchen. Sie möchten die islamischen Menschen zwingen, sich christlichen Traditionen unterzuordnen und ihre eigenen Traditionen aufzugeben.

Die Demonstranten richten sich auch gegen Flüchtlinge. Sie sind der Meinung, dass Menschen, die nach Deutschland kommen, weil sie in ihren Heimatländern von Krieg, Terror und Hunger bedroht sind, den Deutschen etwas wegnehmen. Dass sie keine Hilfe verdient haben, weil nicht in Deutschland geboren sind. Sie möchten die Flüchtlinge gerne schnell zurückschicken, damit wir unser gutes Leben nicht mit ihnen teilen müssen.

Die Demonstranten richten sich gegen die Politiker und die Regierung in Deutschland. Sie haben den Eindruck, dass unsere Gesetze mit Flüchtlingen und fremden Religionen zu freundlich umgehen. Sie haben Angst, dass sie als Deutsche zu kurz kommen, weil die Politik sich zu sehr um die Fremden kümmert. Sie möchten, dass die Politik ihre Meinung durchsetzt und ihre Forderungen verwirklicht.

Am Montagabend haben sich die Dügida-Anhänger in der Düsseldorfer Innenstadt versammelt. Es waren ungefähr 500. Auch in anderen deutschen Städten waren Demonstranten mit dem selben Ziel unterwegs. In Dresden waren es fast 20.000.

Gleichzeitig sind in Düsseldorf und den anderen Städten viele, viele Menschen gegen Dügida auf die Straße gegangen. In Düsseldorf trafen sich am Montag 5000 Menschen, um die Demonstration von Dügida zu verhindern und deutlich zu machen, dass Flüchtlinge und Fremde in Düsseldorf willkommen sind. Dass Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe an erster Stelle stehen, wenn Menschen in Not sind. Dass Düsseldorf offen ist für Menschen verschiedener Herkunft und Religionen. Die evangelische Kirche in Düsseldorf hat zu der Demonstration gegen Dügida aufgerufen und viele Pfarrerinnen und Pfarrer und viele Menschen aus den Kirchengemeinden waren bei dabei. Denn auch wenn Dügida vorgibt, das Christentum beschützen zu wollen, sind die Ziele der Dügida-Anhänger alles andere als christlich. Ja sie stehen in einem krassen Gegensatz zum Christentum. Die Jahreslosung für das Jahr 2015 macht das überdeutlich: Nehmt einander an, wie Christus euch ange- nommen hat zur Ehre Gottes. (Röm 15,7)

Dieser Spruch aus der Bibel ist vor drei Jahren für das Jahr 2015 ausgesucht worden. Damals konnte das Auswahlgremium nicht wissen, dass dieses Bibelwort Anfang 2015 so aktuell und passend sein würde: Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zur Ehre Gottes. – Was heißt das?

Nehmt einander an… Das heißt: Seid offen für andere – auch für Fremde – und seid bereit sie kennen zu lernen. Sprecht mit ihnen und lasst euch erzählen, was ihre Wünsche und Ziele, Unsicherheiten und Ängste sind. Hört wirklich hin und macht euch nicht schon vorher ein Bild aus Gerüchten und Vorurteilen. Erinnert euch: Um herauszufinden, ob die Puzzleteile zueinander passen, reichte es nicht auf die Farbe zu schauen. Man musste schon genauer hinsehen, den anderen ansprechen, am besten ausprobieren, ob die Teile zusammenpassen können. Aus der Ferne lässt sich das nicht beurteilen. Dazu braucht es Begegnung!

Nehmt einander an… Das heißt: Akzeptiert die Besonderheiten und das Anderssein der Menschen anderer Herkunft und Religionen. Ihr müsst und sollt nicht so werden wie sie. Aber auch sie müssen doch nicht so werden wie ihr! Ein gutes Miteinander, eine friedliche Nachbarschaft und eine solidarische Gemeinschaft ist auch zwischen ganz verschiedenen Menschen möglich. Erinnert euch: Auch die Puzzleteile der anderen Farben ließen sich miteinander verbinden und wahrscheinlich sind beim Puzzeln am Ende ganz bunte Bilder entstanden, die zusammen ein komplettes Ganzes bildeten.

Nehmt einander an… Das heißt auch: Denkt daran, was euch mit den anderen verbindet. Dass ihr z.B. zusammen in eine Klasse geht und die Schule mehr Spaß macht, wenn man sich mit den anderen versteht. Dass ihr zusammen in einer Stadt, in einem Stadtteil lebt und die Zukunft von Düsseldorf davon abhängt, in wieweit das Zusammenleben gelingt. Der Christliche Glaube ist davon überzeugt, dass Gemeinschaft dauerhaft nur da entsteht, wo jeder seine Gaben und Fähigkeiten in das Ganze einbringt. Christliche Gemeinschaft das ist wie ein großes Puzzle, in dem erst alle Teile zusammen das Ganze erkennen lassen. Da ist jeder wichtig, aber das Ganze ist viel mehr als die Summe der Teile!

Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat. Die Jahreslosung, die auf euren Puzzleteilen zu lesen ist, will uns daran erinnern, was wir von Jesus gelernt haben. Dass Gott alle Menschen so annimmt, wie sie sind. Dass es keine Rolle spielt, wo wir herkommen, welcher Religion wir angehören, was wir gelernt haben, was wir leisten oder verdienen. Denn Gott stellt keine Vorbedingungen und hat keine Hintergedanken. Bei ihm ist Platz für jeden und jede von uns. Jeder Mensch ist ein Puzzleteil, das zum Ganzen der Welt Gottes dazugehört. Dass das bei uns deutlich wird in unserem täglichen Umgang miteinander, an unserer Schule und in unserer Stadt, das wünsche ich uns. Dafür lohnt es sich auch auf die Straße zu gehen und gegenüber Dügida deutlich zu machen, was wirklich christlich ist: Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zur Ehre Gottes. Amen.

Lied: Aufstehn, aufeinander zugehn

Wir wollen aufstehn, aufeinander zugehn, voneinander lernen, miteinander umzugehn.
Aufstehn, aufeinander zugehn und uns nicht entfernen, wenn wir etwas nicht verstehn.

3. Diese Welt ist uns gegeben, wir sind alle Gäste hier.
Wenn wir nicht zusammenleben, kann die Menschheit nur verliern.
Wir wollen aufstehn, aufeinander zugehn …

4. Dass aus Fremden Nachbarn werden, das geschieht nicht von allein.
Dass aus Nachbarn Freunde werden, dafür setzen wir uns ein.
Wir wollen aufstehn, aufeinander zugehn …

(Das Liederbuch. Lieder zwischen Himmel und Erde, Düsseldorf 52010, 313)

Fürbitten

Hier ist Raum für von Schülerinnen und Schülern vorbereitete Fürbitten. Wer mutig ist, kann auch zu einer Gebetsgemeinschaft einladen, in der die Schülerinnen und Schüler spontan Bitten und Wünsche äußern. Es können zu den einzelnen Bitten auch Kerzen angezündet werden.

Vater Unser

Lied: Herr, wir bitten: Komm und segne uns (EG 607)

Segen

Wenn ihr jetzt geht, so geht mit dem Segen Gottes.
Gehet hin in seinem Frieden.
Bringt den Menschen die Freundlichkeit Gottes entgegen.
Haltet schützend die Hände über die, die schwach und elend sind.
Schafft Raum zum Leben für Fremde und Vertraute, denn es sind alles Gottes Kinder.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft,
bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn.
Amen.


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