Frühschicht im Advent am Theodor-Fliedner-Gymnasium (18.12.2015)

Musik zum Eingang: „Vom Himmel hoch“ aus Jan-Christoph Mohr, Der Andere Advent – Playbacks, Track 4

Filmausschnitt: Powers of Ten – Ultimate Zoom

 

Ansprache (angelehnt an Joachim Gerhardt: „Vom Himmel hoch“ in ekir.info 2015/6, 11)

Irgendwo weit draußen im Weltall – außerhalb der Milchstraße – beginnen die Bilder der beeindruckenden Fotoserie „Zehn hoch“. Die Zahlen am oberen Bildrand sind die Zehnerpotenzen der Größen in Metern. Es fing an mit 10 hoch 21 Metern, das ist eine eins mit 21 Nullen. So groß ist der Durchmesser der Milchstraße, der Galaxie, in der unser Sonnensystem mit der Erde liegt. Mit jeder Aufnahme kommt man dann der Erde näher: 10 hoch 7 Meter, 10 Millionen Meter, so groß (bzw. etwas größer) ist ihr Durchmesser. Dann noch näher, bis ein Land zu erkennen ist, eine Stadt, ein Platz, Menschen in einem Kreis von 10 Metern Durchmesser, das ist 10 hoch 1, und schließlich ein Hula-Hopp-Reifen von einem Meter Durchmesser, das ist 10 hoch 0.

Der Weg, der außerhalb der Milchstraße beginnt, führt auf die Erde, in ein Land, in eine Stadt, zu einem Kreis von Menschen. – Mir kommt mir ein Weihnachtslied in den Sinn: „Vom Himmel hoch, da komm’ ich her“ – Ist nicht die Milchstraße mit all ihren Sonnensystemen und Planeten die Perspektive dieses Weihnachtsliedes: Vom Himmel hoch. Aus der Unendlichkeit des Weltalls. Vom großen Ganzen, Großen, vom Himmel hoch, von Gott selbst herkommend wird der Blick in ein Land geführt, nach Israel, in eine Stadt, nach Bethlehem, zu einem Mann, einer Frau und einem Neugeborenen in einem Stall. Hier ist der große Gott zu finden, hautnah sozusagen, im Stroh der Krippe:

Vom Himmel hoch, da komm‘ ich her,
ich bring‘ euch gute neue Mär,
der guten Mär bring‘ ich soviel,
davon ich sing’n und sagen will.

Euch ist ein Kindlein heut geborn
von einer Jungfrau auserkorn,
ein Kindelein so zart und fein,
das soll eur Freud und Wonne sein.

Es ist der Herr Christ, unser Gott,
der will euch führn aus aller Not,
er will eur Heiland selber sein,
von allen Sünden machen rein.

Kann das denn sein, dass Gott im zig Milliarden Lichtjahre großen Universum im Zeitraum von zig Milliarden Jahren ausgerechnet auf unserem Planeten, in einem winzigen Land, in einer unbedeutenden Stadt, in einem lumpigen Stall seinen einzigen Sohn zur Welt kommen lässt?

Ich glaube ja. Auch wenn uns das vielleicht irritiert. Um Weihnachten zu begreifen, brauchen wir nicht die ganze Welt in den Blick nehmen. Wir können und wir müssen nicht alle Kriege beenden, alle Krisen entschärfen oder alle Probleme lösen. Die Perspektive an Weihnachten ist eine andere. Ich muss nicht das Universum überblicken, um zu verstehen, wo und wie Gott handelt. Wie für die Eltern nach der Geburt das Baby ihre ganze Welt ausfüllt, so erleben das die Hirten im Stall von Bethlehem. Das Jesus-Kind, ‚Gott mit uns’ in menschlicher Gestalt, füllt ihr Leben mit so viel „Freud und Wonne“, dass Angst und Not keinen Platz mehr darin finden. Und auch die Weisen aus dem Morgenland finden ihren Heiland nicht im Blick nach oben auf den Stern am Himmel, sondern durch den Blick nach unten in die Krippe.

Das heißt aber doch: Weihnachten erlebe ich dort, wo ich vor Ort, in meinem Leben, in meinem Alltag in die Tiefe gehe. Wo ich mich einlasse auf Hoffnung und Liebe. Wo ich Kraft spüre zu glauben, zu vertrauen und zu verzeihen. Wo ich Frieden mache mit mir und mit anderen. Wo Freude sich ausbreitet, die Angst und Not vertreibt. – Da ist Weihnachten. Die Weihnachtsgeschichte lädt uns ein, vom Kleinen aus auf die große Welt zu blicken. Die Liebe Gottes, die – vom Himmel hoch – in Jesus erschienen ist, verändert die Welt. – Und unsere Liebe trägt dazu bei.

Lied: Seht, die gute Zeit ist nah
(Das Liederbuch. Lieder zwischen Himmel und Erde, Düsseldorf 2010, 380)

Feier des Abendmahls

Lied: Licht der Liebe
(Das Liederbuch. Lieder zwischen Himmel und Erde, Düsseldorf 2010, 379)

Gebet und Segen

Musik zum Schluss