Wir leben offenbar in Krisenzeiten. Das Wort „Krise“, so kann man bei Wikipedia lesen, „bezeichnet im Allgemeinen einen Höhepunkt […] einer gefährlichen Konfliktentwicklung in einem natürlichen oder sozialen System […].“[1] Der griechische Ursprung des Wortes ist „Krisis“, was „Scheidung, Unterscheidung, Entscheidung“ bedeutet.

Das passt doch. Was jetzt gerade passiert, unterscheidet sich massiv und grundlegend von dem, was wir in unserem Land gewohnt sind. Es konfrontiert uns im öffentlichen und im privaten Leben mit Einschnitten, die wir so wahrscheinlich alle noch nie erlebt haben. Wegen Sturms die Schule für einen Tag schließen ist das eine, aber für drei Wochen plus Osterferien, wenn das mal reicht, ist etwas ganz anderes. Vom Shutdown des gesamten öffentlichen Lebens mal ganz zu schweigen.

Gleichzeitig, meine ich, zwingt uns die Situation auch zu eigener Unterscheidung. Zwischen dem, was wichtig ist, und dem, was nicht ganz so wichtig, – bei längerer Betrachtung – vielleicht sogar nebensächlich ist. Das passiert nämlich, wenn ins Wanken gerät, was als unumstößlich sicher galt, wenn die Fragilität des Lebens sich so stark ins Bewusstsein drängt, dass sie sich nicht mehr – wie sonst gemeinhin – verdrängen lässt. Wir fangen an darüber nachzudenken, was uns wirklich wichtig ist, wir fangen an zu unterscheiden.

Krise kommt von Krisis – Scheidung, Unter-Scheidung und Ent-Scheidung. Ja, wir können immer noch entscheiden. Wie wir mit der Situation umgehen. Was wir tun und was wir lassen. Woran wir uns jetzt orientieren. Wofür wir uns einsetzen. Auch das bedeutet Krisis. Entscheidung. Deshalb spreche ich lieber von Herausforderung als von Krise. Denn Herausforderung hat mehr von Krisis und weniger von Krise. Es geht um Unterscheidung und es geht um Entscheidung.

Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht. Sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.

(2. Timotheus 1,7)

Daran will ich meine Entscheidungen orientieren. Zu schauen, was die Besonnenheit empfiehlt. Zu tun, was der Liebe entspricht. Und das mit aller Kraft und ohne Furcht!

Als Schulpfarrer sind die Möglichkeiten im Blick auf die Schulgemeinde am TFG zur Zeit begrenzt. Ich habe mich für drei Angebote entscheiden:

  1. Für seelsorgerliche Anliegen, Beratung und Gespräch stehe ich allen Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrer, Eltern und Mitarbeitenden telefonisch zur Verfügung. Ruft mich/rufen Sie mich gerne an!
  2. Mit ein paar Kolleg*innen haben wir uns vor über einem Jahr zu TE DEUM, einer Art ökumenischer geistlicher Gemeinschaft zusammengeschlossen, die jeden Mittwoch in einer Kirche in Duisburg gemeinsam ein Abendgebet hält, zu dem die Besucher*innen der offenen Kirche eingeladen sind. Die offene Kirche ist seit dem Wochenende geschlossen. Wir beten trotzdem weiter, räumlich zwar getrennt, aber im Geist vereint. Zur Teilnahme an diesem Gebet, laden wir alle Mitglieder der Schulgemeinde ein. Wer eine E-Mail mit dem Stichwort TE DEUM schickt, bekommt jedem Mittwoch die Liturgie für das Abendgebet zugeschickt. Lasst uns mittwochs um 18:00 Uhr gemeinsam beten!
  3. Die Frühschicht vor den Osterferien kann am letzten Schultag ganz sicher nicht wie gewohnt stattfinden. Ich möchte sie trotzdem gerne mit der Schulgemeinde feiern und plane einen Live-Stream aus der Oase, der alle Mitfeiernden zu einer Frühschicht zu Hause einlädt. Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen. Lasst uns an dem festhalten, was uns hält!

Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. (2Tim 1,7)

 


[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Krise (Abruf: 16.03.20).